1. Kurz erklärt: Was ist SORA überhaupt?
SORA = Specific Operations Risk Assessment.
Damit bewertest du als Betreiber das Risiko deines Drohneneinsatzes – auf dem Boden und in der Luft – und begründest gegenüber der Behörde, warum dein Betrieb sicher ist.
Mit Version 2.5 wurde das Verfahren überarbeitet und teilweise vereinfacht. Die wichtigsten Änderungen sind unten zusammengefasst.
2. Schritt 1 – Unterlagen statt „ConOps“
Früher: „ConOps Beschreibung“ – der Begriff war oft unklar.
Jetzt: „Dokumentation der geplanten Operation“.
Neu ist sehr klar beschrieben, was du einreichen sollst:
Antragsformular für die Betriebsgenehmigung
Operations Manual (OM) mit allen relevanten Verfahren
Compliance-Matrix, die zeigt:
welche SORA-Anforderung du erfüllst
in welchem Dokument das beschrieben ist
Die EASA liefert dazu Vorlagen und empfohlene Strukturen (z. B. für OM und Compliance-Matrix).
3. Schritt 2 – Neues Bodenrisiko-Modell (iGRC)
Das intrinsische Bodenrisiko (iGRC) wurde deutlich präzisiert:
Es zählt jetzt vor allem:
maximale Abmessung der Drohne
maximale Geschwindigkeit
Bevölkerungsdichte auf dem Boden
Die Unterscheidung VLOS/BVLOS erfolgt nicht mehr in diesem Schritt.
Es können sowohl konkrete Zahlen (Personen/km²) als auch verbale Beschreibungen wie „sparsely populated“ genutzt werden.
Kleindrohnen <= 250 g und <= 25 m/s haben automatisch iGRC = 1, egal wie dicht die Umgebung besiedelt ist.
Wenn das Standard-iGRC aus der Tabelle zu hoch erscheint, kannst du über Methoden aus JARUS Annex F ein alternatives iGRC begründen.
4. Schritt 3 – Neue Struktur der Boden-Mitigierungen
Die GRC-Reduktion über Mitigierungen wurde überarbeitet:
M1 wurde aufgeteilt in:
M1(A) – Sheltering (z. B. Schutz durch Gebäude)
M1(B) – Operationale Beschränkungen (z. B. Sperrbereiche, Zeitfenster)
M1(C) – Ground Observation (neue taktische Beobachtung am Boden)
M2 heißt jetzt „UA impact dynamics are reduced“ und führt das Konzept der
„critical area“ ein:Das ist die Fläche, in der eine Person beim Kontrollverlust wahrscheinlich getroffen würde.
Sie hängt von Größe und Geschwindigkeit der Drohne ab.
Wird diese Fläche (z. B. durch technische Maßnahmen oder Fallschirm) kleiner, kann die GRC sinken.
Es gibt ein EASA-Tool „Critical Area Assessment Tool (CAAT)”, mit dem du die tatsächliche kritische Fläche berechnen kannst.
Für sehr leichte Drohnen (z. B. C0/C1, ≤ 900 g und ≤ 19 m/s) wird M2 außerdem leichter erfüllbar.
5. Schritte 4–7 – Luftrisiko & SAIL
Die Schritte 4 bis 7 sind im Kern unverändert:
Schritt 4: Initiales Luftrisiko (ARC)
Schritt 5: Strategische Luftraum-Mitigierungen (optional)
Schritt 6: Taktische Mitigierungen (TMPR)
Schritt 7: Bestimmung des SAIL (I–VI)
Größere Anpassungen im Luftrisiko-Modell werden erst mit SORA 3.0 erwartet.
6. Schritt 8 – Containment komplett neu sortiert
Der bisherige Schritt 9 ist jetzt Schritt 8 und wurde neu strukturiert:
Es geht um die Frage:
„Was passiert, wenn die Drohne den geplanten Luftraum/ Bodenbereich verlässt?“Das Niveau der Containment-Anforderungen hängt jetzt ab von:
Größe der Drohne
Geschwindigkeit
Bevölkerungsdichte im angrenzenden Gebiet
Anzahl der Veranstaltungen/Versammlungen in der Nähe
SAIL
Statt „Basic/Enhanced Containment“ gibt es nun Level Low / Medium / High.
Für angrenzenden Luftraum ist nur noch ein niedriger Robustheitslevel nötig – ein eigenes „Adjacent Airspace ARC“ entfällt.
7. Schritt 9 – Weniger, klarere OSOs
Die Operational Safety Objectives (OSO) wurden aufgeräumt:
Anzahl reduziert von 24 auf 17 (mehrere ähnliche OSOs wurden zusammengelegt).
Die Kennzeichnung „Optional (O)“ wurde durch „Not required (NR)“ ersetzt, um Missverständnisse zu vermeiden.
Neu: Die Tabelle zeigt klar, wer wofür verantwortlich ist:
Betreiber
Hersteller
Trainingsorganisation
So lässt sich besser nachvollziehen, welche Nachweise du als Betreiber selbst liefern musst und wo du auf Hersteller- oder Schulungsunterlagen verweisen kannst.
8. Schritt 10 – Safety Portfolio besser erklärt
Der Abschluss-Schritt wurde inhaltlich vertieft, ist aber vom Grundprinzip gleich geblieben:
Alle Ergebnisse aus den Schritten 1–9 fließen in ein „Comprehensive Safety Portfolio“:
Operations Manual
Nachweise (Tests, Berichte, Übungen)
SORA-Dokumentation mit Compliance-Matrix
Neu wird deutlicher erklärt, wie Schritt 1 (Unterlagenerstellung) und Schritt 10 (Abschluss-Paket für die Behörde) zusammenhängen.
9. Was bedeutet das praktisch für dich?
Mehr Klarheit, welche Dokumente die Behörde erwartet.
Flexiblere Möglichkeiten, das Bodenrisiko realistisch abzubilden (kritische Fläche, Bevölkerungsdichte, JARUS-Methoden).
Leichtere Argumentation bei leichten Drohnen (≤ 250 g bzw. ≤ 900 g).
Besser verteilte Verantwortlichkeiten zwischen Betreiber, Hersteller und Trainingsorganisation.