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SORA 2.5 – Was ändert sich?

SORA 2.5 ist das neue EASA-Rahmenwerk zur Risikobewertung in der „spezifischen“ Kategorie. Es bringt klarere Unterlagen, neue Regeln für das Bodenrisiko und eine vereinfachte Struktur der Sicherheitsziele.

Vor über einer Woche aktualisiert

1. Kurz erklärt: Was ist SORA überhaupt?

SORA = Specific Operations Risk Assessment.
Damit bewertest du als Betreiber das Risiko deines Drohneneinsatzes – auf dem Boden und in der Luft – und begründest gegenüber der Behörde, warum dein Betrieb sicher ist.

Mit Version 2.5 wurde das Verfahren überarbeitet und teilweise vereinfacht. Die wichtigsten Änderungen sind unten zusammengefasst.


2. Schritt 1 – Unterlagen statt „ConOps“

Früher: „ConOps Beschreibung“ – der Begriff war oft unklar.
Jetzt: „Dokumentation der geplanten Operation“.

Neu ist sehr klar beschrieben, was du einreichen sollst:

  • Antragsformular für die Betriebsgenehmigung

  • Operations Manual (OM) mit allen relevanten Verfahren

  • Compliance-Matrix, die zeigt:

    • welche SORA-Anforderung du erfüllst

    • in welchem Dokument das beschrieben ist

Die EASA liefert dazu Vorlagen und empfohlene Strukturen (z. B. für OM und Compliance-Matrix).


3. Schritt 2 – Neues Bodenrisiko-Modell (iGRC)

Das intrinsische Bodenrisiko (iGRC) wurde deutlich präzisiert:

  • Es zählt jetzt vor allem:

    • maximale Abmessung der Drohne

    • maximale Geschwindigkeit

    • Bevölkerungsdichte auf dem Boden

  • Die Unterscheidung VLOS/BVLOS erfolgt nicht mehr in diesem Schritt.

  • Es können sowohl konkrete Zahlen (Personen/km²) als auch verbale Beschreibungen wie „sparsely populated“ genutzt werden.

  • Kleindrohnen <= 250 g und <= 25 m/s haben automatisch iGRC = 1, egal wie dicht die Umgebung besiedelt ist.

Wenn das Standard-iGRC aus der Tabelle zu hoch erscheint, kannst du über Methoden aus JARUS Annex F ein alternatives iGRC begründen.


4. Schritt 3 – Neue Struktur der Boden-Mitigierungen

Die GRC-Reduktion über Mitigierungen wurde überarbeitet:

  • M1 wurde aufgeteilt in:

    • M1(A) – Sheltering (z. B. Schutz durch Gebäude)

    • M1(B) – Operationale Beschränkungen (z. B. Sperrbereiche, Zeitfenster)

    • M1(C) – Ground Observation (neue taktische Beobachtung am Boden)

  • M2 heißt jetzt „UA impact dynamics are reduced“ und führt das Konzept der
    „critical area“ ein:

    • Das ist die Fläche, in der eine Person beim Kontrollverlust wahrscheinlich getroffen würde.

    • Sie hängt von Größe und Geschwindigkeit der Drohne ab.

    • Wird diese Fläche (z. B. durch technische Maßnahmen oder Fallschirm) kleiner, kann die GRC sinken.

  • Es gibt ein EASA-Tool „Critical Area Assessment Tool (CAAT)”, mit dem du die tatsächliche kritische Fläche berechnen kannst.

Für sehr leichte Drohnen (z. B. C0/C1, ≤ 900 g und ≤ 19 m/s) wird M2 außerdem leichter erfüllbar.


5. Schritte 4–7 – Luft­risiko & SAIL

Die Schritte 4 bis 7 sind im Kern unverändert:

  • Schritt 4: Initiales Luftrisiko (ARC)

  • Schritt 5: Strategische Luftraum-Mitigierungen (optional)

  • Schritt 6: Taktische Mitigierungen (TMPR)

  • Schritt 7: Bestimmung des SAIL (I–VI)

Größere Anpassungen im Luft­risiko-Modell werden erst mit SORA 3.0 erwartet.


6. Schritt 8 – Containment komplett neu sortiert

Der bisherige Schritt 9 ist jetzt Schritt 8 und wurde neu strukturiert:

  • Es geht um die Frage:
    „Was passiert, wenn die Drohne den geplanten Luftraum/ Bodenbereich verlässt?“

  • Das Niveau der Containment-Anforderungen hängt jetzt ab von:

    • Größe der Drohne

    • Geschwindigkeit

    • Bevölkerungsdichte im angrenzenden Gebiet

    • Anzahl der Veranstaltungen/Versammlungen in der Nähe

    • SAIL

Statt „Basic/Enhanced Containment“ gibt es nun Level Low / Medium / High.
Für angrenzenden Luftraum ist nur noch ein niedriger Robustheitslevel nötig – ein eigenes „Adjacent Airspace ARC“ entfällt.


7. Schritt 9 – Weniger, klarere OSOs

Die Operational Safety Objectives (OSO) wurden aufgeräumt:

  • Anzahl reduziert von 24 auf 17 (mehrere ähnliche OSOs wurden zusammengelegt).

  • Die Kennzeichnung „Optional (O)“ wurde durch „Not required (NR)“ ersetzt, um Missverständnisse zu vermeiden.

  • Neu: Die Tabelle zeigt klar, wer wofür verantwortlich ist:

    • Betreiber

    • Hersteller

    • Trainingsorganisation

So lässt sich besser nachvollziehen, welche Nachweise du als Betreiber selbst liefern musst und wo du auf Hersteller- oder Schulungsunterlagen verweisen kannst.


8. Schritt 10 – Safety Portfolio besser erklärt

Der Abschluss-Schritt wurde inhaltlich vertieft, ist aber vom Grundprinzip gleich geblieben:

  • Alle Ergebnisse aus den Schritten 1–9 fließen in ein „Comprehensive Safety Portfolio“:

    • Operations Manual

    • Nachweise (Tests, Berichte, Übungen)

    • SORA-Dokumentation mit Compliance-Matrix

  • Neu wird deutlicher erklärt, wie Schritt 1 (Unterlagenerstellung) und Schritt 10 (Abschluss-Paket für die Behörde) zusammenhängen.


9. Was bedeutet das praktisch für dich?

  • Mehr Klarheit, welche Dokumente die Behörde erwartet.

  • Flexiblere Möglichkeiten, das Bodenrisiko realistisch abzubilden (kritische Fläche, Bevölkerungsdichte, JARUS-Methoden).

  • Leichtere Argumentation bei leichten Drohnen (≤ 250 g bzw. ≤ 900 g).

  • Besser verteilte Verantwortlichkeiten zwischen Betreiber, Hersteller und Trainingsorganisation.

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